Im Blick zum Horizont spiegelt sich vermutlich eine urmenschliche Erfahrung, die etwas mit Orientierung, aber auch mit Verwunderung und Sehnsucht zu tun hat.
Und so begegnen uns in Peter Liebls Horizonten mannigfache Welten: ein ins Nachtblau versinkendes Meer und ein fahler Himmel, der von einem letzten Dämmerlicht erhellt sein kann, ebenso wie von einem ersten Morgengrauen und mit einer Horizontlinie, die undeutlich zwischen Meer und Himmel verschwimmt. Dem gegenüber gestellt ein Horizont als ein messerscharfer Trennungsstrich, dann bewegte Flächen und geballte Wolken. Man erlebt eine fast gewaltvoll geladene Atmosphäre, wie man sie vor großen Gewittern oder Unwettern empfindet, ebenso wie man eine zarte luzide Fläche oder einen staubig- trockenen Sandboden wahrzunehmen glaubt.
Im Grunde aber sieht sich der Betrachter einer einsamen Welt gegenüber gestellt, und wenn es denn den Schöpfungsakt jemals gegeben hat, wie er in der Bibel beschrieben ist, dann ist man bei Liebls Horizonten versucht, sich jene göttlichen Augenblicke vorzustellen, in denen Himmel und Erde entstanden sind...
... Außenwelt und Innenwelt sind gleichermaßen vorhanden und gerade bei den Horizontbildern beantwortet sich auch die immer wieder einmal gestellte Frage, ob nun Peter Liebls Bilder gegenständlich oder abstrakt seien, sozusagen von selbst. Sie sind beides, denn sie verbinden die reale gegenständliche Welt mit der Abstraktheit der Fläche, sie vereinigen Sinnliches und Gedankliches. Diese dauernde Ambivalenz ist ein wesentliches Merkmal seines künstlerischen Schaffens und daher bewegen sich seine Horizonte in außergewöhnlicher Weise auf einem spannungsgeladenen Schwebepunkt zwischen Tradition und Innovation.